Die Frauen waren vom ersten Song an vom Tanzfieber gepackt. Und auch viele der eher hüftsteifen Männer wiegten sich im Rhythmus der Musik, die den "Gasoline Blues Club" füllte.
"Wir machen heute eine gute Party", hatte Thorbjørn Risager versprochen. Und dafür lieferten der Sänger und Gitarrist aus Kopenhagen und seine sechs Mitstreiter von "The Black Tornado" den Soundtrack. Von Anne Klatt Zum dritten Mal gastierte Risager auf Einladung des Culturkreises Gelderland am Samstagabend in Geldern. Der "Gasoline Blues Club" war eine von fünf Stationen auf der Deutschlandtour der Dänen. Risager hat sich in der Vergangenheit am Niederrhein so viele Fans erspielt, dass der Saal an der Dieselstraße ausverkauft war.
Das dänische Septett präsentierte eine energiegeladene Mischung verschiedener Musikstile. "Da ist Rock drin, Funk, Boogie - der rote Faden in unseren Songs ist aber der Blues", versuchte sich Schlagzeuger Martin Seidelin an einer Definition. Doch auch die Geschichten, die die Musiker mit den Liedern erzählen, packten das Publikum. Dreht es sich in "Long Forgotten Track" um das einsame Dasein eines Taxifahrers auf nächtlichen Straßen, besingt "China Gate" eine unglückliche Liebe.
Auch zwischen den Songs sorgten die Musiker für gute Unterhaltung. "Wir haben die Regel, dass jeder von uns, der ein Mikro hat, mit dem Publikum reden darf", klärte Risager anfangs auf. So sagte im Laufe des Abends jedes Bandmitglied ein Stück an oder plauderte einfach so in mit den Bluesfans. Am mitreißendsten im ersten Teil des Konzerts war vielleicht "Straight And Narrow Line". Keyboarder Emil Balsgaard breitete einen packenden Boogie-Woogie-Teppich aus. Saxofonist Hans Nybo steigerte sich in ein geniales Solo, das die Zuhörer schier ausflippen ließ. Das erste Set beschlossen die Musiker mit dem herrlich rotzig klingenden "Rock'n' Ride", bei dem schließlich auch die Gesangskünste des Publikums gefordert wurden.
Eher am traditionellen Blues orientiert ging es nach der Pause weiter. "All Of Your Love", eine Reminiszenz an B.B. King, folgte dem klassischen Zwölf-Takt-Schema. Absolut radiotauglich war die Mid-Tempo-Nummer "Burning Up", balladesk der Song "Drowning", rockig mit feinem Gitarrensolo "Hold My Lover Tight". Erst nach zwei Zugaben mit dem funkigen "Opener" ließ das Publikum die sieben Dänen von der Bühne. Zwei Stunden hatten sie ältere Stücke, aber auch Lieder aus dem aktuellen Album "Change My Game" geboten. Mit "Sin City" durfte das Publikum sich sogar über ein ganz neues Lied freuen. Ein viertes Risager-Konzert in Geldern dürfte sehr wahrscheinlich sein.
Artikel: Anne Klatt in der Rheinischen Post vom 12.03.2018
Nach bereits zwei sensationell guten Auftritten in der Gelderner Niersbrücke am
18. März 2013 und am 18. Januar 2014 hatte sich der Culturkreis Gelderland dazu
entschlossen, diese Protagonisten des Blues aus Kopenhagen ein drittes Mal einzuladen.
Da die Band nur gute Erinnerungen mit ihren beiden vorigen Auftritten in Geldern
verband, gestaltete sie ihren Terminkalender so, dass der Gelderner Gig ziemlich
genau in die geographische Mitte zwischen ihrem Auftritt in der Schweiz und ihrer
Rückkehr nach Kopenhagen passte.
Da auch das Gelderner Blues Publikum sich noch lebhaft an die beiden Risager -
Auftritte erinnern konnte, ist es fast überflüssig zu erwähnen, dass dieses Konzert
schon lange vor seinem Termin ausverkauft war.
Thorbjørn Risager und seine Band sind in der Zwischenzeit in der internationalen
Blues – Szene noch bekannter geworden als sie es in 2013 bzw. 2014 bereits waren,
haben neue CDs veröffentlicht, z.B. “Too Many Roads” (2014), “Songs From The
Road” (2015) und “Change My Game” (2017). Insofern konnten sich die Macher
des Culturkreises Gelderland glücklich schätzen, dass ihre Einladung so bereitwillig
von seiten der dänischen Blues-Rocker angenommen wurde.
Dass sich die Band in der Szene bestens etabliert hat, konnte man auch daran ablesen,
dass sie jetzt schon über mehr als 5 Jahre in ihrer Stammbesetzung auftritt.
Zentrales Element ist natürlich Bandleader Thorbjørn Risager, der das Bühnengeschehen
mit Gesang und Gitarre dominiert, der aber auch jedem anderen seiner 6 Bandmitglieder
genügend Freiraum läßt, um sich adäquat in das Musikgeschehen auf der Bühne
einzubringen, was sich nicht nur auf die verschiedenen Instrumente und Gesangsanteile
bezieht, sondern auch auf die Ansagen und die intensiv gepflegten verbalen Interaktionen
mit dem Publikum, das mit anerkennendem Sonderbeifall darauf reagierte. So übernahm jeder der 7 Dänen im Verlaufe des fast zweieinhalb Stunden lang dauernden Konzerts mindestens eine Ansage bzw. Publikumsansprache, und dies auch in einem durchaus kommunikativen Deutsch, charmant gefärbt durch einen mal stärker, mal dezenter
ausfallenden skandinavischen Akzent.
Auch wenn es so manchen Exkurs in benachbarte Musikstile gab, so bleibt der
musikalische Kernbereich dieser Band im Bereich des Blues-Rock, der in den Mustern des Chicago Blues verwurzelt ist. Musikalische Vorbilder sind B.B. King, Muddy Waters,
Louisiana Red und Big Joe Williams. Wenn die Band rockigere Töne anschlägt, kann man
Reminiszenzen an Canned Heat und Ten Years After heraus hören.
Vor allem Emil Balsgaard am “Nordstage 2” E-Piano ist für Exkurse in den Boogie -
Rhythmus verantwortlich, reitet aber auch genau so gerne über seine Hammond -
Funktion in den Rhythm and Blues hinein. Wenn sich die Bläser – Sektion Hans Nybo
(Saxophon) und Peter Kehl (Trompete) in den Vordergrund schiebt, gibt es schon einmal Anklänge an den Jazz-Rock. Peter Skjerning an der Lead Guitar ist eine kongeniale
Ergänzung zu seinem “Nebenmann” Thorbjørn Risager, der auch gerne Gesangsparts
übernimmt und gelegentlich ein kleines, aber feines Gitarrensolo einfliessen läßt.
Søren Bojgaard mit seinem pulsierenden Bass und Martin Seidelin mit seinem
varaiablen, aber auch enorm druckvollen Schlagzeugspiel brachten regelmäßig
den Saal und das Publikum zum Beben, wenn sie mit ihren Instrumenten das
musikalische Geschehen an sich rissen.
Wir wollen nicht vergessen, zu erwähnen, dass die Kopenhagener Band
ausschließlich Eigenkompositionen spielte, dass sie jedoch auch an drei Stellen ihre Variationen von Songs berühmter Vorgänger einbauten : da wäre zum einen “Baby Please Don't Go” zu nennen, das in den 40er und 50er jahren von Big Joe Williams und Muddy Waters interpretiert wurde, weiterhin “All Of Your Love” , das von B.B. King in den
60ern bekannt gemacht wurde, und schließlich “China Gate”, eine Ballade im
New Orleans style, die zum Repertoire von Nat King Cole gehört. Dass es der
Thorbjørn Risager Band gelang, diese markanten, stark auf ihre ursprünglichen
Interpreten zugeschnittenen Stücke in ein eigenes, individuelles Gewand zu kleiden,
spricht für das hohe musikalische Niveau, das diese Band vertritt.
Ohne eine viertelstündige Zugabe wollte das Gelderner Publikum im Gasoline
Blues Club an der Dieselstrasse diese spitzenmäßige Band auch nicht von der
Bühne gehen lassen.
Stefan Perry