Zwischen ihren Auftritten in Dortmund und Graz / Österreich gab die deutsch – amerikanische Bluescombo “Kai Strauss & the Electric Blues All-Stars” ein Gastspiel am Samstag abend ( 16.01. ) im Gelderner Muddy Waters Saal in der Niersbrücke.
Der Culturkreis Gelderland konnte sich glücklich schätzen, auf der “ I Go By Feel Tour 2016” des Ausnahmegitarristen der deutschen Blues – Szene einen Termin zugesagt zu bekommen.
Kai Strauss und seine Band hatten sich in 2014 und 2015 einen großen Namen in der deutschen und internationalen Blues – Szene gemacht, unter anderem durch seine Auszeichnungen “Best Blues Album 2014” aufgrund seiner CD “Kai Strauss Electric Blues” sowie “German Blues Awards” und “Preis der deutschen Schallplattenkritik” 2015. Ende November 2015 brachte er seine neue CD heraus “ I Go By Feel”, die enthusiastische Kritiken in dem Fachblatt “Blues News” erhielt ( “Blues Champions League” ) und Kai Strauss auf das Titelblatt der Dezember-Ausgabe brachte.
In seinem Gelderner Konzert präsentierte Kai Strauss mit seiner Band hauptsächlich eigene Stücke von seinen beiden letzten CDs, wobei er hier und da auch auf Coverversionen seiner musikalischen Vorbilder Jimmy Rogers und Luther Allison zurückgriff. In seinem ersten Set,
das eine ungewöhnliche Länge von über 80 Minuten aufwies, stellte er beispielsweise seine Version von Jimmy Rogers' “ You're the One” aus den 50er Jahren vor. Dieser Song ist insofern bemerkenswert, weil er aus der Zeit stammt, als Jimmy Rogers den gerade in Chicago angekommenen Blues – Newcomer Muddy Waters in seine Band aufnahm. Er stellt die erste Kooperation der beiden Großmeister des Blues dar. Die Veranstalter vom Culturkreis Gelderland sahen in der Auswahl dieses Songs eine Reverenz von Seiten der Band an den Namensgeber unseres Veranstaltungssaals. Die Schlussphase von Set 1 wurde durch den Gastauftritt von Tommie Harris dominiert, der drei Stücke aus seiner Zeit bei der Luther Allison Band vortrug: “Help Me” / “Luther's Blues” / “Soul Fixing Man” .
In Set 2, das inclusive einer Zugabe sogar noch noch die Länge von Set 1 übertraf, spielte Kai Strauss mit seiner Band zunächst wieder eigenes Material seiner letzten beiden CDs,
woraufhin nach Song 7 wieder Tommie Harris die Bühne betrat und mit der Kai Strauss Band an seiner Seite zwei weitere Luther Allison Klassiker vorstellte : “Why I Sing the Blues” und “Sweet Sixteen”. Zur Überraschung des begeisterten Publikums schloss Tommie Harris Set 2 mit seiner Interpretation von Little Richard's all-time classic “ Lucille” ab, bevor er als stürmisch verlangte Zugabe noch einen weiteren Luther Allison Blues drauf packte, der die Konzertdauer über die Mitternachtstunde hinaus verlängerte.
Nicht nur Kai Strauss an der Fender-Gitarre beeindruckte das wiederum sehr zahlreich erschienene Publikum im Muddy Waters Saal mit seiner authentischen Interpretation des Chicago – Blues,
sondern auch seine vier bzw. fünf Mitstreiter. In den Phasen ohne Tommie Harris übernahm Kai Strauss auch die Gesangsparts, wenn Tommie Harris auf der Bühne war und sang, beschränkte er sich auf sein virtuoses Blues – Gitarrenspiel. Nicht minder virtuos erwies sich
sein kongenialer Mitstreiter Thomas Feldmann, der gleich 3 Blasinstrumente genial bediente : Tenorsaxofon, Baritonsaxofon und Mundharmonika. Mit beeindruckenden Soli überzeugte auch Mo Fuhrhop das Gelderner Bluespublikum, der aus seiner “Nord Electro” nicht nur
Hammond-, sondern auch Wurlitzer- und e-piano Sounds hervor zauberte.
Etwas mehr im Hintergrund – nicht nur optisch – hielten sich Kevin Du Vernay aus Seattle / Washington am Bass sowie Alex Lex an den Drums, die aber präzise und auf den Punkt genau die Rock – Basis für den genial zelebrierten Blues lieferten. Die authentischste Brücke zum Chicago – Blues baute dann in 7 Songs der aus Birmingham / Alabama stammende Tommie Harris, der in den 60er und 70er Jahren Mitglied der legendären Luther Allison Band war.
Bericht: Stefan Perry
Fotos: Heinz Spütz