DOPPELKONZERT VON “MOONDAZE” UND “KING OF THE WORLD”
Der Culturkreis Gelderland beschloss das dritte und letzte Konzert seiner Trilogie für 2018 mit zwei niederländischen Blues Bands, wiederum beide aus der Spitzengruppe der momentan aktiven westeuropäischen Blues Szene.
Den Auftakt machte die jüngere der beiden Bands, die seit 2015 von sich reden macht :
“Moondaze”. Sie kommen aus Schagen, nördlich von Amsterdam, und sind vielen Blues
Fans noch unter ihrem alten Namen “Uncle Jimmy” bekannt. Nachdem im Oktober dieses Jahres jedoch die Keyboard – Spielerin Julia Driessen die Band verließ, stand außer einigen Umstellungen im Bühnenprogramm auch ein Namenswechsel an. Insofern tritt diese Band von nun an als “Moondaze” auf, und wir in Geldern hatten die Ehre, den ersten Auftritt unter ihrem neuen Namen präsentieren zu dürfen.
Unter ihrem alten Namen hatte “Moondaze” im Juli 2018 ihre erste CD heraus gebracht, am heutigen Abend präsentrierten sie jedoch hauptsächlich Material, das sie für ihre neue CD vorbereiten, die sie im Frühjahr 2019 auf den Markt bringen wollen.
Den Ausführungen ihrer jungen Frontfrau Marja Boender ( 23 ) gemäß haben sie innerhalb kurzer Zeit schon so viele neue Stücke zusammen gestellt, dass man locker eine Doppel CD daraus machen könnte. Ihr Konzert in Geldern war ein willkommener Test, um feststellen zu können, wie ihre neuen Songs beim Publikum ankommen. Marja bezeichnet ihre neue musikalische Ausrichtung als “energetic blues rock”, und schon nach ihren ersten beiden Songs “Four Chords” und “Walk Away” hatten sie ihr Publikum im Griff. Sie heimsten einen begeisterten Applaus nach dem anderen ein, und am Ende ihres 55 – Minuten Auftritts wollte sie ein enthusiastisches Gelderner Blues Publikum einfach nicht von der Bühne lassen. “Moondaze” wollte sich in dieser Beziehung auch nicht lumpen lassen und gab gleich drei Zugaben, in denen Marja, Sebastiaan Fledderman ( guitar ) und Tom Beemster ( drums) ihr breites musikalisches Spektrum unter Beweis stellten. Man hörte Anklänge an Janis Joplin, Deep Purple, Led Zeppelin und Guns n' Roses, was den Eindruck bestätigt, dass dies keine puristische Blues Band ist, sondern auch eine Band, die stolz auf ihre Wurzeln im Rock n' Roll der 60er, 70er und 80er Jahre verweist.
In ihrem ( nach den Zugaben ) 70 – Minuten Auftritt fand man durchaus die oben erwähnten Anklänge an musikalische Vorbilder, aber es gab keinen einzigen Cover Song, alles war aus eigener Produktion entstanden. Dabei gelang es ihnen eindrucksvoll, die akustische Impression zu vermitteln, dass es sich bei “Moondaze” um ein Quartett oder gar Quintett handelt, dabei waren sie doch “nur” ein Trio.
Das Publikum schien besonders vom Energiebündel Marja Boender beeindruckt zu sein, die mit ihrer Bassgitarre nicht nur mehrfach von der Bühne hopste, um im Gang vor und im Publikum zu spielen, sondern auch auf alle Boxen, Monitore und Verstärker kletterte und lediglich von der ziemlich niedrigen Hallendecke daran gehindert wurde, ihren Aktionsradius noch weiter auszudehnen.
In der Pause zum zweiten Teil herrschte die Meinung vor, dass Marja, Sebastiaan und Tom nicht zum letzten Mal beim Culturkreis aufgetreten sein sollten.
Den zweiten Teil des Abends bestritten dann “King Of The World”, eine renommierte
niederländische Blues Band, die in dieser Besetzung schon sieben Jahre zusammen spielt und bereits fünf internationale Blues Awards einheimste.
Ähnlich wie “Moondaze” erlitt sie jedoch das Schicksal, dass vor wenigen Monaten ihr
Aushängeschild, Lead Guitarist Erwin Java, die Band verließ. Da sich die niederländischen Lead Guitarists jedoch förmlich darum rissen, diese Lücke füllen zu dürfen, fiel es ihnen nicht schwer, in Ruben Hoeke einen adäquaten Ersatz zu finden. Insofern konnten die “Kings” in Geldern wieder als Quartett auftreten und mussten nicht, im Gegensatz zu “Moondaze”, auf die Besetzung eines Instruments verzichten.
“King Of The World” versteht sich, gemäß den Ausführungen ihres Drummers Fokke de Jong, als “Modern Blues Band” und beschreibt ihre musikalische Ausrichtung als
“Roots, Rhythm and Blues”. Die beiden anderen Musiker der Band, neben Fokke und Ruben, sind Ruud Weber ( bass / lead vocals ), sowie Govert van der Kolm ( keyboards, e-piano, hammond organ ). Sie starteten furios mit “Messing With My Mind”, gefolgt von “Murder In The First Degree”. Spätestens dann hatten sie das Gelderner Publikum
von ihrem Können überzeugt und holten sich einen Beifallssturm nach dem anderen ab.
Sie präsentierten eine sehr breite Palette des Blues, überwiegend geprägt durch
Eigenkompositionen. Wenn sie allerdings einmal den einen oder anderen Klassiker
der Blues- und Rock Historie einstreuten, versahen sie ihn mit einer prägnanten
eigenen Duftnote. In Stück 6 kam beispielsweise der Chicago Blues “Do It” von Delbert Mc Clinton zum Zuge, in Stück 8 das Blues – Rock Evergreen “Let's Go Get Stoned” von Ray Charles, schließlich in Stück 16 das gewiss nicht erwartete “Life In The Fast Lane” der US – Rock Heroes “Eagles”.
Sie dehnten ihren Auftritt auf über 90 Minuten aus, jedoch hatten die Gelderner Blues Fans dann immer noch nicht genug von ihnen, so dass die “Kings” ihnen eine extra lange Zugabe lieferten : sie wählten dazu ihre sehr individuell gefärbte Version des “Temptations” - Klassikers “Papa Was A Rolling Stone”. Hier hatte jedes Bandmitglied ausgiebig Gelegenheit, seine Solo-Qualitäten auszubreiten, was insbesonders Govert van der Kolm an seiner Hammond Orgel unter Beweis stellte. In dieser Phase bediente Govert sein Instrument aus allen vorstellbaren Positionen und Körperhaltungen heraus, stellenweise verschmolz er gerade zu mit seinem Instrument. Ein frenetischer Zwischenapplaus war ihm sicher.
Nach Ende dieses Doppelkonzerts hörte man wieder mal überwiegend positive Meinungen aus den Mündern der Gelderner Besucher, die die enorm hohe Qualität beider Gruppen würdigten. Auch der Culturkreis Gelderland bekam sein Lob ab, der es wieder einmal geschafft hatte, namhafte Repräsentanten der obersten Blues Liga verpflichtet zu haben.
Für den Culturkreis Gelderland : Stefan Perry