Sie strömten schließlich aus aller Herren Länder in unseren kleinen Club: Die Fans des Großmeisters der Hammond B3 kamen nicht nur aus der Region. Wie immer , wenn musikalisch Hochkarätiges geboten wird (also eigentlich immer;-), reisten Bluesfans aus den Niederlanden, dem Ruhrgebiet und dem Rheinland bis Mönchengladbach, Köln und Düsseldorf an. Trotz des schwierigen Termins mitten in den Ferien ging so um 19:25 Uhr das letzte Ticket über den Tresen, der Muddy Waters Saal war komplett "sold out".
Und niemand wurde enttäuscht: Am 10.10. konnte man in Geldern einen Brian Auger in Höchstform erleben. Eindrucksvoll unterstrich der Mann, der schon Eric Burdon, den Yardbirds, Rod Steward, Alexis Korner, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Tony Williams, Julie Driscoll, Klaus Doldinger’s Passport, Simply Red u.v.a. seinen musikalischen Stempel aufdrückte, dass er zu Recht als bester Hammond-Organist aller Zeiten in die Musikgeschichte eingegangen ist. Dabei wirkt Brian kein bisschen müde oder ausgepowert. Mit ungebremster Dynamik und grenzenloser Spielfreude dominiert er das musikalische Geschehen auch an diesem Abend an der Niersbrücke.
Der unverwechselbare Sound seiner B3, die flinken und gefühlvoll phrasierten Läufe über die Keyboards von Orgel und Piano stehen ganz im Vordergrund der jazzigen Arrangements. Auger kann sich in seiner vierköpfigen Band voll entfalten und tut das auch hemmungslos und ohne jede Einschränkung, die ihm das Leben als Begleitmusiker zahlreicher Popgrößen oft nicht leicht machten. Heute kann er „die Sau rauslassen“ und das tut er auch nach Herzenslust, so dass seine Mitspieler lange nur den perfekt abgestimmten Background abgeben.
Der Protagonist des Hammondsounds seit über 40 Jahren, Brian Auger, wird allen Erwartungen denn auch mehr als gerecht. Über seine Genialität als Musiker hinaus begeistert er mit typisch britischem Humor als Entertainer, wenn er in broken Denglisch von Angie Merkel, der NSA und der Nummer von David Hasselhoff parliert oder auf dem Weg zur Bühne irgendjemanden aus dem Publikum anspricht, ob er denn der erwartete Keyboarder sei: „Someone has to play the keyboards, now…!“ Gut, dass er es dann doch noch selbst übernommen hat.
Bericht: Gregor Pickers, Fotos: Heinz Spütz, Gregor Pickers