aus der RP 01/2018 UDO SPELLEKEN
Vor fast ausverkauftem Haus fand das erste der drei für 2018 geplanten Blues-Konzerte
im Gelderner „Gasoline Blues Club“ im Freizeit Center Janssen statt.
Den Auftakt bildete die deutsch-britische Formation „Little Roger & The Houserockers“.
Schon seit 1993 ist diese „klassische“ Blues-Band unterwegs, zur Originalbesetzung
gehören der aus Norwich / England stammende Bandleader Roger Wade ( Gesang und
Mundharmonika ), seine Ehefrau Marion, eine gebürtige Euskirchenerin, die das
E-Piano bedient, sowie der geniale Gitarrist „T-Man“ Michalke. Neu hinzugekommen
im Verlauf der letzten Jahre sind Bassist Stefan Roffmann, der sowohl dem
Kontrabass als auch der Bass-Gitarre die richtigen Blues-Töne entlockt, sowie der
Schlagzeuger Björn Puls. Michalke, Roffmann und Puls stammen aus dem Bonner Raum,
und Bonn ist auch die „home base“ dieser Band.
Im Verlauf ihres stürmisch umjubelten Auftritts wurde dem Publikum schnell klar,
dass diese Band sich der Vermittlung der klassischen Blues-Tradition widmet, wobei
sie durchaus eine beachtliche Spannweite vom Chicago-Blues ( Little Walter ) über den Westcoast-Blues ( George Harmonica Smith, William Clarke ) bis hin zum Boogie Woogie aufweist. Bei „Little Roger“ gehören sogar Blues-Klassiker aus den 40er und 50er Jahren zum Repertoire, wie zum Beispiel Stücke von Willy Nicks und Sonny Boy Williamson.
Doch es gab auch reichlich Gelegenheiten, Eigenkompositionen zu präsentieren, darunter
das originelle „Whiskey-drinking woman“, das Roger seiner „lady in red“ Marion
gewidmet hat.
In ihrer vom Publikum nach ca. 60 Minuten heftig eingeforderten Zugabe verabschiedeten
sich die „Houserockers“ dann mit 2 veritablen Boogie-Krachern von ihrer Premiere im
Gelderland. Nördlich von Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach hatte es die Band bis
heute abend noch nicht verschlagen, aber was den enormen emotionalen Zuspruch von
Seiten des Gelderner Publikums betrifft, so wird Geldern in ihrer Auftritts-Landkarte
einen Ehrenplatz einnehmen.
Der zweite Teil des Abends gehörte der im Jahre 2010 aus einer Hamburger Schüler-Band
entstandenen „modern Blues Band“ : „WellBad“. Um den charismatischen Frontmann
Daniel Welbat ( Gesang, akustische Giatrre ) herum gruppieren sich Lennard Eggers
(E-Gitarre), Joachim Refardt ( Piano, Akkordeon und Trompete ), Stefan Reich
( Kontrabass und Bassgitarre ) sowie der Schlagzeuger Jonas vom Orde.
Ihre sehr eigenwillige und moderne Variante des Blues lässt sich eventuell dadurch
erklären, dass jeder „WellBad“ Musiker unterschiedliche Quellen und Wurzeln in der
populären Musikgeschichte der letzten 50 Jahre aufweist, die allesamt ihren Eingang
in den Sound der Band finden. So ähnelt ein Stück kaum dem nächsten in ihrer
Programmfolge, und wer aufmerksam in ihren Sound hinein hörte, der bekam
Anklänge von so weit auseinander liegenden „roots“ wie Tom Waits, Joe Cocker,
Eric Burdon, Jazz-Rock, Fusion, Rage Against The Machine und sogar ( als eventuell
heimlicher Höhepunkt ? ) eine Sequenz aus Django Reinhardts Sinti-Swing in seinen
total überraschten Gehörgang. So war es auch nicht verwunderlich, dass es der gute alte Swing war, der den musikalischen Ablauf mehrerer Stücke ihres Programms dominierte.
Auch die überraschend extremen Unterschiede zwischen laut ( das kennt man ja zur
Genüge ) und leise ( höchst ungewöhnlich ) beeindruckten das Gelderner Publikum,
das überwiegender Meinung nach „so eine Band vorher noch nie gehört und gesehen hat“.
Die Kritiker der Fachblattes „Blues News“ beschreiben WellBads Musik als
„einen kauzigen Stilmix, der das Bluesfeeling in die Jetztzeit transportiert und keine Genregrenzen kennt.“
Nach mindestens 20 Stücken hatten die Gelderner Musikfans im „Gasoline Blues Club“
noch lange nicht genug und forderten WellBad lautstark zu mehreren Zugaben auf, die
sie bei ihrer Premiere im Gelderland auch bereitwillig gaben.
Nach Abschluss beider Auftritte war der überwiegende Teil des Publikums mächtig
beeindruckt von dieser gelungenen Kombination von traditionellem und modern-
experimentellem Blues. Die Präsentation einer solch hochkarätigen Kombination war dem Culturkreis-Team bisher auch noch nicht gelungen, und somit konnte ein weiterer Meilenstein in seiner neuen Wirkungsstätte aufgestellt werden.
Wir möchten an dieser Stelle auch schon einmal gerne an unseren nächsten Konzert-
Termin erinnern : Samstag, 10. März 2018. Es tritt ein guter, alter Bekannter auf,
der inzwischen schon länger an größere Hallen gewohnt ist und trotzdem noch einmal
gerne nach Geldern zurückkommt : Thorbjörn Risager & The Black Tornado aus
Kopenhagen.
Stefan Perry